Vom Scheitern


auch.


Neulich sah ich einen kurzen Einspann einer Fernsehsendung zum Scheitern. Darinnen wird nachgefragt, wie wir mit Scheitern umgehen. Und das hat mich doch mehr berührt, als ich dachte. 

Denn dass Scheitern zum Leben dazu gehört, ist bekannt, nur nicht wirklich, wie man damit umgehen kann. Lernt man nirgendwo. Und mal ehrlich, ist in unserer Gesellschaft nicht gestattet. Aus femininer Perspektive sowieso nicht. Wir alle kennen den dämlichen Spruch: hinfallen, Krone richten, aufstehen. 

Was wenn ich liegen bleiben möchte, wenn ich gefallen bin? 

Ich möchte manchmal einfach liegen bleiben und am liebsten ganz laut weinen, wenn mal wieder etwas richtig verloren ging. Beziehungen, Karriereoptionen, Freundschaften, Wünsche und Träume, die einfach nicht in Erfüllung gehen möchten. Darf man aber nicht. Neulich noch hatte ich ein ganz „tolles“ Gespräch darüber, in dem mir das Scheitern als eine Möglichkeit verkauft werden wollte, daran zu wachsen. Könnte ich ja kotzen. Was wenn ich nicht wachsen will? Was wenn ich genug gewachsen bin? 

Mal ehrlich in diesem Fall sollten wir einen neuen Spruch kreieren: hinfallen, liegen bleiben, heulen. Oder so. Wenn man genug getrauert hat, steht man von allein wieder auf. Man braucht aber die Zeit. Und es wäre sehr schön, wenn man sie mal bekäme - die Zeit, die Möglichkeit zu trauern, wütend zu sein, frustriert zu sein….und wenn es die Möglichkeit gäbe, sich professionelle Hilfe zu suchen. Wer hat schon mal einen Therapeutenplatz gesucht? Und wer steht schon seit über einem Jahr auf einer Warteliste? Jap, genau. 

Man Scheitert allein. Passt für den einen und für den anderen ist es der Untergang. 

Ich habe das Scheitern in meiner Biografie gelernt, habe gelernt, damit zu leben. Habe gelernt, dass es manchmal schon reicht, zuzuhören und vor allem keine Tipps zu geben. Habe gelernt, leise zu sein, wenn das Weinen kam und laut, wenn jemand Schutz braucht. Was ich noch lernen muss, ist meinen Kindern entschieden beizubringen, dass es in Ordnung ist, zu scheitern. Es ist Teil unseres Lebens und sollte genauso normal behandelt werden, wie andere Teile des Lebens


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