vom Erwachsenwerden

die guten Dinge Blog, wochenrückblick, essay, über das Leben.
prinzipiell bin ich noch immer auf der Suche nach Godot, sprich dem Erwachsenwerden. aber mit den Jahren hat sich aus Unsicherheit ein gewisser Bewegungsradius entwickelt, in dem ich behaupten kann, erwachsen zu sein. immerhin habe ich 5 Kinder und das allein reicht ja manchmal, um furchtbar erwachsen zu wirken. aber bin ich es auch?? womöglich nicht. und dann wiederum schon. neulich erst habe ich gemerkt, wie anders mein Auftreten ist -- mein Ich von 20 Jahren und mein Ich heute. das ist ein grosser Unterschied. ein Unterschied, den man gemeinhin als Erwachsen bezeichnet. das macht mich froh. als wir gestern die erste Wohnung des grossen Kindes begutachteten, fiel es mir besonders auf. aus grosser Vorfreude und auch Skepsis ist ein nüchterner Blick geworden. sowas lernt man, glaube ich, wenn man erwachsen wird. Nüchtern werden. der Rausch der Jugend ist dann weg. dieses Gefühl, alles ist möglich, ist weg. der rosa Nebel ist weg. willkommen in der Realität. ... aber: ich mag es hier. in der Realität. vor 20 Jahren hätte ich eine Wohnungssuche anders angegangen und sicher auch zu einer Wohnung gegriffen, die eine Katastrophe gewesen wäre, smuddelig, überteuert und mit seltsamen Nachbarn. heute ganz sicher nicht mehr. dieses Gefühl, ach das richte ich mir schön ein, ist weg. entweder da ist was, womit man arbeiten kann oder nicht. und bei nicht, weitergehen. Zeit gibt es keine mehr zu verschwenden, Augenblicke gilt es zu geniessen und das Vorhandene ist wertvoll.... sehr wertvoll. deshalb und nur deshalb glaube ich sehr, dass ich auch in den nächsten 20 Jahren nach Godot suchen werde, aber lange nicht mehr so verbissen und lange nicht mehr so  ungeduldig. vielleicht rührt daher auch meine grosse Liebe zu einfachen Blumen, Blumen, die am Wegrand sind. nicht gezüchtet, nicht extra gesät. einfach da. fast so, wie ich. sollte Godot doch noch auftauchen, sollte ich doch noch erwachsen werden, dann nur aus Zufall.


Kommentare

  1. Ach ja, Erwachsen. Eigentlich nur ein Wort. Das Gefühl so individuell, wie die Menschen, die es haben. Und doch ist es so, dass wir uns immer nach etwas sehnen, was nicht so erwachsen ist.Dem Sprössling alles Gute.
    Ein gutes Wochenende und liebe Grüße
    Nina

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    1. vielen Dank für die guten Wünsche. Erwachsen .... du hast Recht: es ist nur ein Wort :)
      in diesem Sinne,
      liebe Grüsse
      Denise

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  2. Ich mag gar nicht daran denken, dass ich "schon" Erwachsen bin. Man ist es glaube ich auch nie. Nur manchmal müssen wir so tun, als wären wir es.
    Lieben Gruß
    Andrea

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