und ihr so?


 mein letztes Post war Sylvester. Krass. nun ist es schon Herbst des Jahres, für das ich alles Gute wünschte. 2022 ... was für ein Jahr bisher. kennt ihr das, wenn plötzlich so viel los ist? wenn das reale Leben ein voll und ganz gebunden hat?

und eigntlich sollte das hier ein ganz gemütliches Jahr mit Aufbruch und neuen Lebensabschnitten werden. Aber jenseits der politischen Katastrophen des Jahres 2022 hatten wir mit etwas ganz anderem zu kämpfen: 

 meine jüngste Tochter ist zur Schule gekommen und wurde dort von ihren Mitschülern in regelmäßigen Abständen geschlagen. das muss man sich mal vorstellen. Erstklässler, die ihre Mitschüler verdreschen. viel krasser war, dass weder die Schule noch manche Elternhäuser irgendwas dagegen unternommen hatten.  und noch viel krasser war, dass unsere Tochter dort nicht weg wollte. 

aber von Anfang an. unser jüngestes Kind kam 2021 in die Schule - noch Pandemie, aber schon nicht mehr so streng. eine kleine Schuleinführung war es geworden. nur wir Eltern und die Kinder. sie wurden auf die Bühne gerufen, erhielten ihre Paten und eine Sonnenblume, danach Abmarsch in die erste Klasse. das war der einzig wirklich gewaltfreie Tag. schon am Tag danach wurde unser Kind das erste Mal von 5 anderen Kindern regelrecht überfallen. man zerrte sie von der Schaukel, schubste und trat sie. das Kind hat geweint. ich hab das gemeldet, getröstet, zugesprochen, die Eltern informiert..... nix ist passiert. und nun rückblickend mache ich mir immer und immer wieder dieselben Vorwürfe: warum habe ich sie nicht sofort da rausgenommen? 

werden wir mal ein wenig konkreter: es handelt sich nicht um ein staatliche Schule, sondern um eine freie Schule. Eine Schule, die sich die Förderung jedes Kindes groß auf die Fahnen geschrieben hat, die keine Schulleitung hat, sondern von Eltern getragen wird. es ist eine Schule, die so idyllisch von Außen wirkt, dass man sich das eigentlich nicht vorstellen kann. hier werden Schafe gezüchtet, der Garten bearbeitet, gewebt, gefilzt und das Miteinander groß geschrieben. ... nach dem Schulhalbjahr habe ich erste Anläufe unternommen, das Kind von der Schule zu nehmen, was offen gestanden, schwierig war. 

da die bisherige Schule das Lesenlernen bis Klasse 3 vorsieht, war unsere Tochter des Lesens und Schreibens noch nicht mächtig. ein großes Manko, um sicher in eine erste Klasse einer staatlichen Schule zu gehen. Außerdem,  und das habe ich nicht verstanden, wollte das Kind nicht da weg. sie hatte in der zwischenzeit zwei wirklich intensive Freundschaften geschlossen und nun die Befürchtung, diese beiden Menschen zu verlieren. ihr ganzes kleines zartes Wesen wusste nicht, wohin... und ich? ich war vollständig überfordert. also habe ich Hilfe gesucht, bei der Polizei, bei Psychologen, beim Kinderschutzbund, beim Jugendamt, beim Schulamt. ich habe mit den Eltern gesprochen so unendlich viele Male, ich habe mit der Schule gesprochen...und am Ende waren wir hilflos.

unsere Tochter wurde im Frühling von drei Jungs angegriffen. auf dem Pausenhof. zwei sprangen von hinten auf ihren Rücken, einer trat in die Kniekehlen, sodass sie zu Boden gehen musste. danach legte sich einer auf ihren Rücken, damit sie nicht mehr hochkam, ein Dritter trat mit dem Fuß auf ihren Hinterkopf, um ihr Gesicht in den matschigen Boden zu drücken. sie schrie die gesamte Zeit um Hilfe. es war keiner da. es gab keine Pausenaufsicht und als ihre Freunde losrannten, um Hilfe zu holen, konnten sie ganz fünf lange Minuten niemanden finden. meine Tochter weinte und schrie um Hilfe auf einem Pausenhof voller Menschen. als dann endlich eine Pausenaufsicht gefunden werden konnte, tröstete man das Kind und das wars. ich wurde nicht informiert. ich erfuhr erst nach der Schule von ihr davon. und das obwohl ich das Kind von der Schule abholte und der Klassenlehrer mich gesehen hat. von Seiten der Schule gab es keine Aufarbeitung für volle sechs Wochen. es gab keine Konsequenzen für diejenigen, die unser Kind überfallen hatten. es gab keine aufklärende Arbeit in der Klasse. 

Danach war klar, wir gehen. mit Hochdruck suchten wir nach einer Grundschule und fanden sie im Nachbarort. bevor sie dorthin konnte, wurde das Kind mit dem Messer bedroht, fanden unendlich viele Gespräche statt und schließlich erlangte ich mit dem Kinderarzt eine Krankschreibung für unser Kind, damit sie dort nicht länger hingehen musste, ihre Kräfte für die neue Schule sammeln konnte. 

Das Schulamt kann nichts machen, weil die Schule privat ist, die Polizei hatte vorgeschlagen, die Eltern und Kinder vorzuladen, um mit ihnen eindringlich zu reden, der Kinderschutzbund schlug psychologische Hilfe vor, die wir annahmen, das Jugendamt war nicht zuständig. seit Ostern reden wir, verarbeiten wir. das Kind ist angekommen in ihrer neuen Welt. hat viele neue Freundschaften geschlossen, hat noch immer Kontakt zu ihren beiden Freunden der alten Schule und ist nur noch manchmal traurig, weil sie nicht versteht. und ich? verarbeite, verarbeite, verarbeite, verarbeite ... und werde nicht fertig damit.

Kommentare

  1. Liebe Denise,
    ich bin geschockt, traurig, fassungslos und wütend. Was habt ihr da aushalten müssen. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr diese negative Zeit gut verarbeiten könnt und am Leib & Seele heilt. Und der Schule wünsche ich, dass sie aus eurem Weggehen lernt, mutig wird und, dass so ein nicht tolerierbares Verhalten nie mehr gedeckt wird und Konsequenzen nach sich zieht. Doch ich befürchte, dass schon ein neues Opfer zu leiden hat.
    Alles Gute für euch!
    Liebe Grüße aus dem kleinen Dorf zwischen den Meeren
    Lydia

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    1. Liebe Lydia, ich danke dir sehr für deine lieben Worte. sie tun sehr gut! ein gewisse Ruhe wünsche ich der Klasse auch von Herzen... auch wenn ich konstant anderes höre. ganz liebe Grüße von zwischen den Wäldern.
      Denise

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