mal ganz nah ran - love life Mittwoch


Alltag mit Kindern ist aufregend, nervenaufreibend, zeitausfüllend und von außen betrachtet irgendwie verbesserungswürdig. Ich habe ja schon einmal darüber geschrieben, wie gut immer alle Bescheid wissen, wenn es um Kinder und Erziehung geht. Gerne kritisieren auch Männer und Frauen ohne Kinder. Dann hört man auch schon mal so Sprüche wie: mein Hund hatte auch mal so eine Phase, wollte nie hören. Da muss man einfach konsequent bleiben, der muss einfach wissen, wer der Chef im Hause ist...

ja, schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Dann gab es neulich auf Facebook so einen like von Mum Magazin - ja der Zeitschrift - zu einer Fotoreihe einer Dame im europäischen Parlament. Sie sitzt da nach Angaben von Facebook seit zwei Jahren und hat immer ihr Baby, Kleinkind und Kindergartenkind dabei. Auf dem Schoß, schön brav, während Mutti ihrer Arbeit nach geht. Darunter die Aussage: es gibt immer einen Weg, um Familie und Beruft unter einen Hut zu bringen...

ganz sicher, den gibt es, nur läuft der mit Sicherheit nicht so. Und ist es nicht unsagbar unfair uns "normalen" Frauen gegenüber solche Fotos zu zeigen? Das Kind im Arm und später auf dem Schoss der sehr gut aussehenden Dame regt sich nicht ein bisschen. Welches Kind macht das?? Wenn ich versuche, einen Artikel zu schreiben, tippt das jüngste Kind munter auf dem Computer rum und die anderen quasseln dazwischen - eines sind sie aber alle nicht: still sitzend und leise! (Aber ich bin ja auch nur normal).

Hat dein Kind ne Grippe und ist am Tag vorher für 5 Minuten mützenlos und am besten noch mit einer Packung Chips über den Spielplatz gerannt, ist klar, woran das Kind erkrankt ist. Von Inkubation oder so will ja dann auch keiner mehr was wissen... woher kommen unsere festgefahrenen Urteile?

Alleinerziehende können nur arm, lesbische Eltern nur seltsam, berufstätige Mütter, die mehr als 15 Stunden arbeiten gehen vernachlässigen, Kinder, die unter 3 was Süßes bekommen können nur auffällig... (ist klar,worauf ich hinaus will)

Wenn ich ganz nah ran gehe - an Familie, an mich. Dann sehe ich Risse und Widersprüche in der Erziehung, im Leben, in den Idealen. Ich erziehe heute ganz anders als vor 10 Jahren. In manchen Dingen bin ich entspannter, in anderen hysterischer. Und ist es nicht genau das, was Leben ausmacht?  Neudefinieren, den Gegebenheiten anpassen, kümmern, wachsam sein, nicht übermutteln, aber sich selbst auch  nicht aus den Augen verlieren als Mensch, als Frau und eigenständige Person!

Mein Alltag mit Kindern ist nervenaufreibend, anstrengend, aber auch kreativ, immer wieder neu, immer wieder voller fantastischer Momente. Und an manchen Tagen bestehen meine Pausen tatsächlich nur im Stehen auf dem Spielplatz - eine Tasse Kaffee in der Hand, immer auf dem Sprung ein Kind zu retten - vom zu hohen Turm, der zu schnellen Schaukel oder dem Rad, das von hinten angebraust kommt. Und wenn ich mich so mit anderen Müttern unterhalte, stelle ich fest: wir alle haben Brüche, wir alle machen Fehler und vieles, vieles richtig und wir alle brauchen keine Vorurteile, sollten deshalb unsere auch mal endlich ablegen. Eine Chipstüte kann sicher nicht das Vollkornbrot ersetzen, aber sie kann eine halbe Stunde Pause eröffnen zum Durchatmen und Kraft gewinnen.

Kommentare

  1. Großartig geschrieben, liebe Denise!

    Ich kann nur aus vollsten Herzen zustimmen. Hätte man mir vor 14 Jahren gesagt, dass meine Jungs vor dem Computer sitzen dürften, um Minecraft zu spielen, hätte ich diejenigen empört zurecht gewiesen. Heute genießen wir alle die halbe Stunde "Ruhe".. meine Jungs um gemeinsam zu spielen und ich um zu kommentieren ;))
    Eines habe ich im Laufe der Zeit gelernt. Es ist nicht der Herr im Hause, der bei der Arbeit anrufen muss, um zu sagen: ich kann nicht kommen, das Kind ist krank. Oder der sich überschlägt, weil die Musikschule zur gleichen Zeit zu Ende ist, wie der Kindergarten.
    Muttern muss ran.. immer.. 24h.. full-time!!
    Aber ich habe noch etwas in dieser Zeit erkannt: ich liebe es Mama zu sein!! Ich glaube, etwas Schöneres gibt es nicht ;))

    Ganz liebe Grüße, Nicole

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    1. da sagst du was! das spricht mir aus der Seele... immer müssen wir Frauen! Ich habe meinen Damen schon mit auf den Weg gegeben, dass sie das anders machen müssen.. mal sehen :) Und noch was: Ich LIEBE es auch sehr Mama zu sein!! da triffst du den Nagel auf den Kopf.. ich finde, es ist die schönste Zeit meines Lebens bis hierher :) sei sehr herzlich gegrüßt
      Denise

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  2. Als Nichtmama finde ich deinen Post ziemlich gut, denn oft denke ich, dass diese "Porsche-Mamas" an Schule und Kindergarten vor meiner Haustüre absolut nicht dem entsprechen, was die Realität ist. Man fragt sich da des Öfteren, ob es nicht verboten werden sollte Menschen, Eltern, Neumüttern und -vätern vorzugaukeln, dass es vollkommen unnormal sei, wenn das Kind schreit, die Klamotten voll Matsch sind, die Wohnung nicht glänzt und die Ernährung nicht glutenarm ist. Leider weiß ich nicht, wie ich es bis heut überlebt habe, aber selbst mit berufstätiger Mutter, mit Tagesmutter, als Scheidungskind mit tausenden Allergien auf Feldern spielend und Pferde streichelnd, auf dem Paddelboot mit Freunden die Fleete ums Dorf anfahrend. Lasst euch nichts vormachen von den Frauen die achso perfekt sind. Es scheint nämlich viel weniger anstrengend zu sein, ein glückliches Familienleben ohne Fassade zu führen als eines mit konsumorientiertes Leben für die Menschen um einen herum!
    Hab es schön! ♥

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    1. Liebe Franse, hab Dank für die lieben, schnellen Worte! ein Herz an dich zurück! und ganz liebe Grüße Denise

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